Tuesday 27 November 2012

Vamos a la piscina!


An gewöhnlichen Samstagen kriegen die Vision-Kinder Malunterricht. Doch heute, so fanden wir, sollten die Kinder für einmal dem Gewöhnlichen entfliehen und einfach nur Spass haben dürfen! Darum luden wir sie nach San Juan ins Schwimmbad ein.

Obwohl der Eintritt ins Schwimmbad nur fünf Quetzales (ca. fünfzig Rappen) pro Person kostet, kriegen die wenigsten Kinder jemals Gelegenheit, in das Becken zu springen. Wie gross war darum die Freude der Kinder, als wir ihnen vor einer Woche die Nachricht überbrachten. Alle begannen zu jubeln und fragten sieben Tage lang ununterbrochen, wann wir endlich losfahren würden!


Kaum im Schwimmbad angekommen, schreckten auch eher kühle Luft- und Wassertemperaturen niemanden davon ab, sofort ins Wasser zu springen. Unsere Aufmerskamkeit war darum gefragt, denn in Guatemala kann kaum ein Kind schwimmen! Alle sind aber mutig genug, um es mindestens zu versuchen… :)


Vor allem den Kleinsten griffen wir unter die Arme und gaben ihnen einen ersten Schwimmunterricht, den sie sichtlich genossen. “Otra vez!” schrien sie im Sekundentakt, “noch einmal!” – und an eine Pause in der Sonne war nicht zu denken!


Glücklicherweise ist auch der Energiespeicher eines Kindes irgendwann leer und die hohen Wellen im Pool flachten nach einigen Stunden allmählich ab. Hungrig standen die Kinder in der Sonne, und es wurde Zeit, dass wir die kleinen Mägen mit Futter füllten.

In voll beladenen Tuc-Tucs liessen wir alle ins Vision-Haus chauffieren, wo bereits ein riesiger Topf Spaghetti für die erschöpften Kleinen bereitstand. Alle warteten anständig, bis das Essen verteilt war und fielen dann auf Kommando über die Teller her. Was für ein Anblick! Manchen war der Einsatz der Gabel zu kompliziert, weshalb sie auf ihre kleinen Finger zurückgriffen. In Handarbeit wurden die Spaghetti in mundgerechte Portionen zerstückelt und in den Mund geführt.


 Erst als die letzten Niños unser Haus verliessen, merkten wir, wie müde wir eigentlich waren! Eine Fahrt ins Schwimmbad zehrt an den Kräften… wird aber mit jedem Kinderlachen so sehr honoriert, dass wir uns bereits auf den nächsten Ausflug freuen!

Mehr Fotos zu unserem Besuch im Schwimmbad wie immer auf:

www.facebook.com/vision-guatemala

Friday 23 November 2012

Test bestanden!

Nachdem unsere letzte Kochstunde in San Marcos ein voller Erfolg gewesen war, liessen wir uns heute im Tuc-Tuc ins benachbarte San Juan chauffieren, wo uns erneut eine Gruppe von geübten Hausfrauen erwartete.



Mit einer vollen Tüte Gemüse betraten wir die dunkle Küche, wo der Qualm des halboffenen Feuers bereits bis zur Decke stand. Unsere talentierte Hobby-Ernährungswissenschaftlerin Roxy machte sich sofort an die Arbeit und erklärte den kleinen Frauen – deren blitzende Goldzähne bestimmt mehr Wert haben als ihr gesamtes Hab und Gut – warum Gemüse gesund ist UND sogar richtig gut schmeckt!



Gesichter lügen nicht! So ganz geheuer war es den Frauen nicht, als Tula den Frauen in ihrer Lokalsprache Tz’utujil die Namen des ihnen unbekannten Gemüses beibrachte. Skeptisch fassten sie das Grünzeug an und nuschelten sich gegenseitig Dinge ins Ohr.

Unbeirrt schälten wir weiter und zerlegten das Gemüse in mundgerechte Stücke. Dieses Mal blieb auch der Broccoli-Stiel nicht unverschont!




Dank des starken Feuers mussten unsere herzlichen Gastgeberinnen nicht lange auf ihr wohlverdientes Mahl warten! Stolz verteilten wir das Gemüse und den Reis in Plastikteller und warteten auf eine erste Reaktion der skeptischen Vision-Frauen …




… Test bestanden!!!

Die Frauen liebten den Gemüseeintopf und sogar die Kinder waren begeistert. Es gab also Dinge, die fast so gut schmeckten wie Chips!

Wir liessen die Frauen und ihre Kinder nun in Ruhe ihr Essen geniessen und verabschiedeten uns. Hoffentlich werden sie in Zukunft noch häufig auf das köstliche Rezept zurückgreifen und aus ihren Söhnen kräftige junge Männer machen, die ihre Muskeln später nicht als Soldaten brauchen müssen!



Mehr Fotos zu unserer Kochstunde in San Juan auf:
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Tuesday 20 November 2012

Der Kindersturm

Dass die Kinder Guatemalas lernfreudig sind, wussten wir bereits. Doch dass sie an ihrem freien Nachmittag derart zahlreich erscheinen würden, das hätten wir nicht erwartet!


Von vorne… Vision Guatemala unterstützt Frauen mithilfe von Mikrokrediten, um ihnen beim Aufbau einer Einnahmensquelle unter die Arme zu greifen. Aber nicht nur das: Die Vision versucht gleichzeitig, den Kindern unserer Projektteilnehmerinnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dafür geben wir den Niños Unterricht in Englisch, Mathematik und Handarbeiten. Ausserdem helfen wir ihnen, besser lesen und schreiben zu lernen und sammeln in der Schweiz alte Notebooks, damit wir den Kindern bald auch Computerstunden geben können.


Bisher waren die Unterrichtsstunden leicht chaotisch. Die Klassen waren gefüllt mit Kleinen und Grossen, mit Motivierten und Faulen. Das, so beschlossen wir in unserer wöchentlich stattfindenden Teamsitzung, sollte sich ändern! Ein neuer Stundenplan war vonnöten, ein neuer Lehrplan und vor allem: Neue und gut abgestimmte Gruppen von kleinen Chavos und Chavas. Dafür luden wir alle Kinder um vierzehn Uhr in unser Vision-Haus ein, um sich für die Kurse einzutragen – und …


… das Chaos begann! :)

Aus Furcht, keinen Platz zu kriegen, stürmten die Kinder unsere Tische und gaben ihren zukünftigen LehrerInnen kaum Raum, um zu atmen. Sorgfältig diktierten sie uns ihre Namen und nannten die Stunden, die sie gerne besuchen würden. Sobald sie in der Liste eingetragen waren, rannten die SchülerInnen mit ihrem Wochenplan weg und studierten ihn Zeile für Zeile!


Nachdem der Kindersturm durch unser gesamtes Haus gefegt war, blieben wir völlig überwältigt zurück. Unser Wunsch war es, mit kleinen Klassen zu arbeiten. Jetzt hatten wir volle Listen, die sogar auf der Rückseite noch eine Fortsetzung fanden. So schön diese Begeisterung war, hatten wir überhaupt die Ressourcen für so viele Kinder? Konnten wir so grossen Erwartungen gerecht werden?


Glücklicherweise hat man in Guatemala selten Zeit, um sich lange zu hintersinnen. Die ersten Stunden beginnen morgen früh um acht Uhr dreissig. Höchste Zeit, dass wir nicht nur professionell planen, sondern auch professionell unterrichten! :) Die Kinder haben jede Vorbereitungsstunde mehr als verdient.

(m.)

weitere Fotos vom ereignisreichen Tag auf www.facebook.com/visionguatemala

Saturday 10 November 2012

Kochunterricht in San Marcos

Unsere treue Mitarbeiterin Roxy muss heute bereits um sieben Uhr aufstehen, um auf dem Markt frisches Gemüse einzukaufen. Mit vollen Tüten kommt sie uns lachend entgegen, und wir fahren ins benachbarte San Marcos, das (wie alle schon erfahren haben) vorgestern von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde.

Mit einem herzlichen “Buenos Días!” und leeren Mägen wird unsere Delegation in der Lehmhütte einer Vision-Familie begrüsst. Die vollen Taschen erregen die Aufmerksamkeit der Frauen: “Sí Señoras! Heute kochen wir – für Euch!”.


Es ist kein Geheimnis, dass die Ernährung der einheimischen Bevölkerung etwas monoton ausfällt. Man ernährt sich in Guatemala hauptsächlich von Frijoles (Bohnen) und Tortillas. Das soll sich heute ändern! Wir machen es uns auf kleinen Holzhockern bequem und schneiden unter den kritischen Blicken der Hausfrauen vitaminreiches und günstiges Gemüse in Stücke. Als ich den Stiel des Broccolis in den Kompost werfen will, ermahnt  mich eine Projektteilnehmerin, dass man den doch auch essen kann. Wie Recht sie doch hat! Ich entschuldige mich und schneide weiter.


Unser Gemüseeintopf riecht bereits köstlich. Er darf nun ruhig vor sich hinkochen. Nicola nutzt die Pause und gibt den Frauen im Garten Unterricht. Aufmerksam folgen die Chavas ihren Ausführungen am Whiteboard und helfen sich gelegentlich mit Simultanübersetzungen aus dem Spanischen in die Lokalsprache Tz′utujil.


Ich hingegen darf mir einen Wunsch erfüllen und werde von einer wahren Meisterin in die Kunst des Tortilla-Formens eingeweiht. Es sieht einfach aus, ist es aber überhaupt nicht! Der Teig klebt mir an den Fingern und ich muss mich geschlagen geben. Schmecken tut meine erste Tortilla trotzdem!


(Das fand übrigens auch Antonio!)


Das Gemüse ist auf dem Holzfeuer bereits weich gekocht, und auch der Reis ist fertig. Wir betonen nochmals, wie gesund und günstig der Gemüseeintopf ist, und servieren das Essen in Plastiktellern. Wir sind gespannt, ob das Essen den Frauen und Kindern schmecken wird und sind erleichtert, als alle nach dem ersten Bissen in die Runde lachen!


Für uns ist es Zeit, zu gehen. Wir bedanken uns bei allen für ihre Aufmerksamkeit und freuen uns bereits auf die nächste Kochstunde! Dann mit einem neuen Rezept!

(m.)

Friday 9 November 2012

Ein historischer Augenblick!

 

Welch historischer Moment in der mittlerweile vierjährigen Geschichte von Vision Guatemala!

Heute Morgen hat sich das neuerdings aus acht Personen bestehende Team versammelt, um die Aufgaben unter sich aufzuteilen und die Arbeit bestmöglich zu koordinieren. Nicola hat dafür in einem theoretischen Teil das Thema der konstruktiven Kritik aufgegriffen. Die soll uns in Zukunft helfen, interne Probleme schnell und unkompliziert zu lösen.


Das Wachstum einer Organisation, die bisher von nur zwei Personen geleitet wurde, ist mehr als wünschenswert. Doch es bringt auch Schwierigkeiten mit sich. Die Aufgaben müssen genau definiert sein, damit alle ihre Verantwortung übernehmen können. Dieses Ziel wurde heute in unserer ersten Donnerstags-Sitzung erreicht!


Mit vollem Elan und vereinten Kräften schreiten wir nun weiter, um der guatemaltekischen Bevölkerung eine bessere Zukunft zu ermöglichen! Die dafür nötige Charaktereigenschaft haben zum Glück alle: Ausdauer!



Thursday 8 November 2012

Improvisationskünste und Buntbarsche



In einem Land, wo sogar der Kauf eines Kühlschranks ein wahres Abenteuer ist, braucht es grosse Improvisationskünste. Diese beherrschen Nicola und Cesar mittlerweile in Perfektion. Wir nutzen heute die Mitfahrgelegenheit und füllen den Bus einer israelischen Reisegruppe, um in ein benachbartes Dorf zu fahren. Eine fast zahnlose Guatemaltekin wartet auf uns, um uns ihre Geschäftsidee zu demonstrieren. Sie will in Zukunft Fische verkaufen und hat dafür ihren winzigen Garten ausgehoben, um Platz für 1000 Buntbarsche zu schaffen.


Herzlichst werden wir von der Grossfamilie begrüsst, die auf rund zwölf Quadratmetern wohnt. Wir nehmen im kargen Wohnzimmer Platz und Nicola ergreift das Wort. Schnell wird klar: Hier wirft man das Geld nicht einfach vor die Füsse armer Menschen! Mit viel Geduld und deutlichen Worten wird der neuen Projektteilnehmerin erklärt, was ab sofort von ihr erwartet wird. Mit der Unterstützung von Vision Guatemala sollen sie und ihre Familie nicht nur einige Monate, sondern hoffentlich für den Rest ihres Lebens über die Runden kommen. Vier Monate des Vorbereitungskurses hat Catarina bereits erfolgreich absolviert. In wenigen Tagen wird sie zum ersten Mal einen Mikrokredit erhalten und ihr Unternehmen starten.

Ich bin beeindruckt, wie jeder Schweizer Franken hier Wunder wirken kann und bin gespannt, wie schnell die Fische wachsen! :)

Guatemala und unsere gemeinsame Vision haben mich in wenigen Tagen verzaubert! Ich freue mich über jeden Tag, an dem ich hier sein darf.

Marcelo

Monday 5 November 2012

First day nerves

german version below!


Facing a table full of wide-eyed, eager faces patiently waiting for their ‘teacher’ to start the class, all I can think is ‘What am I doing?’ Although I do have a Certificate in teaching English, this is my first time teaching Spanish kids. Nightmares of my life as a failed ‘au pair’ in France some 10 years ago spring to mind.


As it turns out I need not have worried – these kids are a dream to work with compared with ‘les enfants français’! As soon as I step up to the whiteboard one little girl begins quietening her fellow classmates down with the universal shishing noise that works within seconds. I haven’t even begun the lesson and the kids are already on my side.


While the students range in age from 8-16 years, they do fortunately have a reasonably similar level of English so I can teach them all the same thing without too much difficulty. The girls, though, definitely have a bit more confidence, although they are for the most part older than the boys. However, despite a range of ages and personalities every child has one thing in common. From the shy 8 year old who hangs his head whenever I ask him a question to the pretty 11 year old girl whose enthusiasm is tangible as she listens intently and engages with me whenever possible, every single child displays a desire to learn and a humility that is impossible not to like. Bodies bent over the table, pens writing furiously, eyes sparkling with excitement – it’s pretty hard not to fall in love with these kids.

When one child struggles with something, another immediately steps in to help – either by telling them the answer over and over again or writing it down for them in their notebook. Here in Guatemala, it’s about the group, not the individual.


Even my bad Spanish is not a huge problem – the kids work around it and Nickie is fortunately there to step in to translate when things get a bit confusing!


We finish the class with recording each student speaking a few simple words in English about themselves. We’re not sure whether or not they’ve seen a video camera before but they don’t seem to be too put off by it. Watching them giggling happily with each other when we play it back to them later and hearing them actually ask for homework at the end of class is enough to delight any teacher in the world!


There’s no doubt about it – the kids here are truly delightful. Perhaps it’s because here in this part of the world, education is a privilege that many cannot afford. For these kids, spending their school holidays taking extra classes is a long way from being a drag.

Looking forward to my next lesson!

Nicola

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Ein Tisch voller Gesichter mit weit offenen Augen wartet auf mich und ich frage mich nur: “Was mache ich hier bloss?” Ich bin zwar ausgebildete Englisch-Lehrerin, aber es ist das erste Mal, dass ich Kinder unterrichte, deren Muttersprache Spanisch ist. Ich erinnere mich an meine Au-Pair-Zeit in Frankreich vor zehn Jahren, wo ich komplett versagt habe.

Es zeigt sich jedoch bald, dass meine Sorgen umsonst waren. Mit diesen Kindern zu arbeiten, ist ein Traum im Vergleich zu den Strapazen mit den “enfants français”! Noch bevor ich anfange, auf das Whiteboard zu schreiben, macht ein kleines Mädchen “Schhhhh!” und die KlassenkameradInnen folgen ihrem Befehl sofort.

Obwohl die SchülerInnen zwischen acht und 16 Jahre alt sind, haben alle etwa das gleiche Englisch-Niveau, was das Unterrichten deutlich erleichtert. Die Mädchen sind etwas selbstbewusster als die Knaben – eines haben aber alle Kinder gemeinsam: Sie wollen lernen! Körper lehnen sich über den Tisch, Stifte schreiben wie wild, Augen strahlen vor Begeisterung – es ist wirklich schwer, sich nicht in diese Kinder zu verlieben.

Sobald ein Kind Mühe hat, hilft ein anderes sofort. Sei es, indem es ihm die Lösung immer wieder zuflüstert, oder die Antwort in sein Heft schreibt. Hier in Guatemala steht die Gruppe im Zentrum, nicht das Individuum.

Sogar mein schlechtes Spanisch ist kein grosses Problem. Die Kinder sind tolerant und zum Glück ist Nickie da, um bei schwierigen Dingen als Übersetzerin einzuspringen.

Am Ende der Lektion filmen wir alle SchülerInnen, wie sie einige Dinge über sich auf Englisch sagen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie in ihrem jungen Leben bereits eine Videokamera gesehen haben, aber sie machen sich hervorragend. Was gibt es Schöneres für einen Lehrer, als lachende SchülerInnen zu haben, die zuletzt sogar noch um Hausaufgaben bitten!

Keine Frage – diese Kinder sind wundervoll! Vielleicht, weil es auf diesem Flecken Erde ein Privileg ist, unterrichet zu werden. Für diese Kinder ist es alles andere als eine Pflicht, in ihren Ferien Spezialunterricht zu kriegen.

Ich freue mich bereits auf meine nächste Lektion!

Nicola