Monday 20 August 2012

Kinderträume aus Chinapapier



Am letzten Samstag war es wieder Zeit für den Kunstworkshop. Die Regensaison bringt Wind in den Alltag – ideal fürs Drachensteigen. Morgens um neun Uhr haben wir die Kids aus dem Nachbardorf abgeholt und auf dem Weg noch das nötige Material eingekauft.

Jeden Samstag erscheinen mehr Kinder, bald haben sie an unserem langen Tisch keinen Platz mehr. Zur Inspiration haben wir den 18 Kids Bauanleitungen mit Bildern von Papierdrachen zur Verfügung gestellt. Bei der Ausführung sind wir ihnen zwar zur Seite gestanden aber haben ihnen gleichzeitig freie Hand gelassen, damit sie ihre eigenen Ideen verwirklichen konnten.

Es war unglaublich beeindruckend zu sehen wie praktisch veranlagt die Kinder im Alter zwischen sechs und dreizehn Jahren schon sind. Die meisten haben sich die Stäbe und ein Stück Schnur geschnappt und mit geübten Handgriffen das Gerüst der Drachen innert kürzester Zeit fertig gestellt.


Beim Papier liessen sie sich mehr Zeit und versuchten mit den verschiedenen Farben und  Mustern zu arbeiten. Es war unglaublich zu sehen, wie jedes Kind mit eigenen Ideen an die Arbeit ging. Vom schlichten zweifarbigen Drachen bis zum Batman oder Barcelonadrachen flog an diesem Nachmittag alles am Himmel.




Nach ca. zweieinhalb Stunden packten wir alle Kids ins Auto und zwei Tuctucs und fuhren nach San Juan. Vom Dorf aus liefen wir auf einen das nahe gelegene „cerro de la cruz“ – ein Hügel mit traumhafter Aussicht über den See und die angrenzenden Dörfer. Zu meiner Verwunderung rannten alle Kids schnell den Hügel hinauf und sogar die ganz kleinen waren topfit.




Oben angekommen liessen alle ihre Drachen steigen. Besonders schön war es, den Kindern zuzuschauen wie sie alle einander halfen und sich gegenseitig unterstützten. Sie gaben sich Tipps und tauschten ihre Drachen untereinander.





Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie man einen Drachen steigen lässt und die beiden kleinsten Jungs haben es mir mit sehr viel Geduld und in einer Mischung aus Spanisch und ihrem lokalen Dialekt erklärt.






































Nach zwei Stunden wollten wir uns auf den Heimweg machen, doch wir wurden mit einem für Europäer ungewöhnlichen Problem konfrontiert. Für die Kinder und ihre Familien scheint es normal zu sein, ihren Abfall einfach auf den Boden zu werfen. Dies könnte einerseits daran liegen, dass die Abfallentsorgung hier kostenpflichtig ist und die Leute andererseits noch nicht genügend aufgeklärt sind.




































Cesar hat mit viel Geduld und doch der nötigen Konsequenz erklärt, dass dies langfristig grosse Probleme schafft und es für uns alle wie auch für die Umwelt besser ist, den Müll zu sammeln und zu entsorgen. Zur „Strafe“ mussten die hungrigen Kinder vom Parkplatz bis zum Comedor, wo die Verpflegung auf sie wartete, zu Fuss gehen.

Das Mittagessen konsumierten wir in einem einfachen Restaurant im Zentrum von San Juan, wo wir für die Kinder ein traditionelles Essen mit Limonade bestellten. Wir haben zwar vorher bereits reserviert und kamen fast eine Stunde zu spät, was nach guatemaltekischer Zeit offenbar noch im Rahmen liegt, denn das Essen wurde uns trotzdem warm serviert.





































Nach dem verdienten, wenn auch verspäteten Mittagessen gingen die Kinder mit lachenden Gesichetern nach Hause. Ihre Drachen hatten sie schlussendlich mit durchtrenntem Faden und ihren stillen Wünschen zum Himmel steigen lassen – nur die schöne Erinnerung an einen unvergesslichen Tag nahmen sie mit auf den Heimweg.

by Geraldine

mehr Fotos vom Drachensteigen auf www.facebook.com/visionguatemala

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