Sunday 26 May 2013

Sonntag Morgen bei Vision Guatemala - wie ein ganz normaler Tag für Nickie beginnt

Sonntag morgen 8 Uhr - noch schnell wischen, Hundefutter auffüllen, Kaffee und ab ins Büro! Ein anderes Projekt, das sich hier in San Pedro mit der Verschmutzung des Sees beschäftigt, hat uns eingeladen um bei einer Säuberungsaktion mitzuhelfen. Im Verlauf der Woche haben wir dies unseren Frauen anlässlich der Zahlungssitzungen mitgeteilt - die Kinder der Visionsfamilie sollen lernen, die Natur und unsere Umwelt zu respektieren und Rücksicht zu nehmen. Ein sauberes San Pedro nützt allen etwas! Kinder aus San Marcos, San Juan und San Pedro haben sich für die Aktivität angemeldet. Ich bin heute allein zu Hause, es bleibt keine Zeit fürs Frühstück, denn ich will die Kinder nicht warten lassen.

Was war da noch? Ein dumpfes Geräusch, ein Aufprall, lässt mich nochmals zurückblicken...

Ich habe es eilig, gestern kam leider kein Wasser von der Gemeinde ins Haus, d.h. der Tank ist leer - Duschen, Händewaschen, WC-Spülen... alles kommt heute auf Improvisationskünste an.

Unsere Hunde lieben Katzen, dies ist mein erster Gedanke, als ich beim Hinausgehen nochmals kurz innehalte - seit wir ein Dach über dem Esstisch auf dem Vorplatz aufgestellt haben, um beim Essen nicht nass zu werden, finden die Katzen aus den anliegenden Häusern über die Dächer zu uns und unterhalten Palmera und Pelusa. Doch was da herunter gefallen ist, kann keine Katze sein - die Nachbarn haben sich wohl nicht viel dabei gedacht, als sie ein "Tacuazin" über die Mauer geworfen haben, um das tote Tier aus dem Weg zu schaffen. (weiss nicht, ob es für dieses Tier in Deutsch überhaupt eine Bezeichnung gibt - es gleicht einer Ratte, ist jedoch ca. 5 mal grösser)



Pelusa erblickt es als erste doch ich kann sie nur knapp davon abhalten, eine Sauerei zu veranstalten. Was nun? Zum Glück steht eine Schaufel in der Nähe! Jetzt nur nicht die Nerven verlieren, schnell aufräumen und los ins Büro!

Kaum angekommen, die Überraschung: Keiner der vier freiwilligen Mitarbeiter, die sich für heute angemeldet haben, ist anwesend. Dafür die Kinder, sie warten bereits vor dem verschlossenen Büro. Ich lasse sie herein und sie setzen sich sofort an unsere Laborcomputer.
Sie wollen die Zeit nutzen und ihre Hausaufgaben erledigen, da kann ich nichts dagegen haben. Zwei Mädchen kommen mit dem Boot aus San Marcos angereist und bitten mich, die Überfahrt gleich zu bezahlen, weil sie kein Geld mitgebracht haben. Da ich nun allein mit den Kindern im Büro bin, kann ich unmöglich die restlichen Wartenden im Nachbardorf abholen. Ich rufe einige der Mütter an und bitte sie, auszuhelfen: Sie sollen sich zusammenschliessen, gemeinsam ein Tuctuc besteigen und sich ins Büro fahren lassen, wo ich sie in Empfang nehmen werde und die Fahrt bezahle. Einverstanden!

Sicherheitshalber rufe ich noch kurz bei der Partnerorganisation an um sicherzugehen, dass wir zur richigen Zeit am richtigen Ort sind. Nach zwei Versuchen antwortet eine schläfrige Frauenstimme. Ich frage erstaunt, ob ich richtig informiert sei, "9.30 vor dem Hotel Nahual Maya mit Plastiksäcken und Handschuhen"... "Falsch verbunden" antwortet die Frauenstimme leicht verärgert. Das könne kaum sein, die Nummer sei in meinem Telefon gespeichert, erkläre ich ihr ruhig, und wiederhole das Wenige, das ich über die Einladung zur Seesäuberung weiss. "Ahh, ja stimmt, das haben wir verschoben, wir haben die Aktivität gestern durchgeführt, tut mir leid dass wir euch nicht informiert haben."

Ich bin nun doch etwas überrumpelt - das Tuctuc aus San Juan trifft ein, weitere 5 fröhliche Kindergesichter erscheinen in der Tür. Und da kommt Tula, lokale Projektmitarbeiterin,  auch fröhlich lachend, nur 30 Minuten zu spät. Mir bleibt keine Zeit zur Verärgerung, ich bitte alle Anwesenden herein und sage Tula, sie solle kurz aufpassen, ich wäre gleich zurück.

Per Tuctuc mache ich mich auf zum Voluntärhaus, packe schnell Beamer, Computer und Computerboxen auf den Rücksitz des Tuctucs und fahre zurück ins Büro. Jetzt wo Tula da ist, wirds etwas einfacher. Sie hilft mir, die Leinwand aufzustellen und den Beamer anzuschliessen. Die Kinder setzen sich gespannt auf die bereitgestellten Stühle.

Jetzt trifft auch noch Franklin ein, auch ein tatkräftiger Helfer. Wären beide eine Stunde früher gekommen, hätten wir wohl die Aktivität auf eigene Faust durchführen können, doch nun habe ich bereits das Home Cinema aufgebaut. Bevor die Kinder zwischen verschiedenen mitgebrachten Filmen auswählen dürfen, erklären wir die Panne und bedanken uns für das Interesse und die Bereitschaft, sich für ein sauberes Seeufer einzusetzen. Die Kinder freuen sich, dass wir spontan entscheiden, die Säuberungsaktion in eigener Regie durchzuführen, jedoch besser vorbereitet und zu einem günstigeren Zeitpunkt. Wir einigen uns auf Samstag in zwei Wochen. Franklin fühlt sich inspiriert und hält einen kurzen Vortrag zum Thema Umweltschutz, die Kinder hören gespannt zu.

Die Gruppe entscheidet sich einstimmig für Shrek - gesagt getan.
Tula und Franklin beschaffen die nötige Menge Popcorn, im Nachbarkaffee stellen sie uns die Mikrowelle zur Verfügung. Wie im Kino!
Nach eineinhalb Stunden schicken wir die Kinder zufrieden nach Hause, sie sind uns nicht böse, dass es diesmal mit der Aktion nicht geklappt hat und das ist die Hauptsache. Ich lade Tula und Franklin auf ein verspätetes Frühstück ein, das haben sie sich verdient. Noch bleibt genügend Zeit für einen ganz normalen Sonntag Nachmittag.

Bis bald!
Nickie